Lilian ist Förderreferentin bei NEUSTART KULTUR. Ihr erster Projektbesuch führt sie ins Berliner Kulturzentrum ://about blank. Dort trifft sie Florian, Vorstand des Trägervereins Tricky Disco. Er zeigt ihr das Gelände und spricht mit ihr über eine unsichere Zukunft und die geförderte Lüftungsanlage.
Mit leichter Verspätung meines Zuges aus Leipzig erreiche ich den Bahnhof Ostkreuz im Berliner Stadtteil Friedrichshain. Ich besuche heute das Kulturzentrum ://about blank, das Freunden der elektronischen Tanzmusik weit über die Berliner Grenzen ein Begriff ist. Das Gebäude, dessen grau-braune Fassade sich kaum vom verhangenen April-Himmel absetzten könnte, wäre es nicht mit Graffitis übersäht, liegt unscheinbar in einem Gewerbegebiet zwei Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Florian, Vorstand des Trägervereins „Tricky Disco“ empfängt mich an der Tür, an der auch wieder an diesem Wochenende Feierlustige auf Einlass hoffen. „Ich mach mal lieber so, meine Hände sind schon schmutzig vom Arbeiten“, sagt Florian und gibt mir die durch Corona gängig gewordene Begrüßungs-Faust. Er wird mich durch die verwinkelten Gänge und die Außenbereiche des Kulturzentrums führen.
Kulturzentrum mit angesagtem Techno-Club
Gleich links neben dem Hauptgebäude liegt hinter einem Bretterzaun die Open-Air-Bar Zuckerzauber. Hier lässt sich zu wärmeren Zeiten auf Sand und in bunt zusammengewürfelter, fantasievoller Deko bei kühlen Getränken, Pizza, elektronsicher Musik und Auftritten regionaler Künstler*innen auf der Kleinkunstbühne entspannen. Jetzt liegt noch alles im Winterschlaf. Laut geht es dafür das ganze Jahr im Gebäude zu, das von innen den gleichen schäbigen Schick aufweist, wie von außen. Bandproberäume, eine Siebdruckerei, ein Tonstudio, Werkstätten, Räume für Kultur- und Kunstprojekte, Veranstaltungsflächen und natürlich der beliebte Techno-Club sorgen für regen Betrieb im Kulturzentrum. Für den Verein ist die Beliebtheit der Feier-Location im Berliner Szene-Viertel ein Glück, wie Florian betont: „Der Club agiert vollkommen eigenständig auf unserem Gelände. Aber die Einnahmen helfen uns natürlich, andere Projekte zu finanzieren.“
Geburtstag mit unsicheren Aussichten
Zum Club gehört auch ein großer Garten, der gerade für die anstehende drölfte Geburtstagssause hergerichtet wird. Denn seit 13 Jahren mietet der Verein das Gelände, der Club beschallt seit 12 Jahren die Wände des ehemaligen Kindergartens. Doch das Ende des Kulturzentrums scheint besiegelt. Der Ausbau der Stadtautobahn A100 wird auch das ://about blank verschlucken. „Es sieht so aus als könnten wir hier noch einige Jahre bleiben, bevor die Autobahn kommt,“ gibt sich Florian angesichts der Verzögerungen des Ausbaus zuversichtlich. „Die Zusicherung für die nächsten fünf Jahre haben wir zumindest in der Tasche.“
Der Garten des ://about blank mit Bühne und Theke
Foto © ://about blank.
Lüftungsanlage – vom Keller aufs Dach
Eine andere Herausforderung, der sich das Kulturzentrum stellen musste, war die Pandemie, die den regulären Clubbetrieb für fast 20 Monate stilllegte. Natürlich auch für den Verein eine schwere Zeit, wie Florian betont: „Um unsere Innenräume wieder für kulturelle Veranstaltungen nutzbar zu machen, mussten wir eine Lüftungsanlage einbauen. Das hätte unser Verein nicht tragen können.“ Deshalb beantragten sie zum ersten Mal Fördermittel aus einem Bundesprogramm. Die, als sie bewilligt wurden, gar nicht so einfach zu investieren waren. „Lüftungsanlagen waren sehr gefragt und es war auch nicht einfach eine Firma zu finden, die es mit den zeitlichen und finanziellen Voraussetzungen eines solchen Förderprojekts aufnehmen wollten,“ erinnert sich Florian. „Manche wollten auch gar keine Aufträge im Zusammenhang mit Förderung annehmen, da diese ihrer Erfahrung nach eh nicht realisiert würden.“
Der Lüftungsbauer, den sie schließlich ausfindig machten, stellte sie vor eine weitere Herausforderung: Der Einbau der Lüftungsanlage wie geplant im Keller war nicht möglich. Die Anlage musste aufs Dach. Ein Statikexperte und ein Stahlgerüst später, war auch diese Hürde überwunden. „So konnten zumindest einzelne kulturelle Veranstaltungen und Treffs von Initiativen und Vereinen hier in unseren Räumen in der vierten Coronawelle stattfinden,“ erzählt Florian.
Die geförderte Lüftungsanlage auf dem Dach des ://about blank
Foto © NEUSTART KULTUR.
Nur Mobiles inventarisieren
Durch den Wust von Vergabe, Abrechnungen und Verwendungsnachweis habe er sich problemlos durchgearbeitet. „Ich habe sogar jedes einzelne Teil der Lüftungsanlage für den Verwendungsnachweis inventarisiert“, sagt er als wir am Ende unseres Rundgangs wieder an der Clubtür angelangt sind. Als ich ihm entgegne, dass dies gar nicht notwendig sei, weil nur mobile Gegenstände ab 800 Euro im Verwendungsnachweis inventarisiert werden müssen, lacht Florian: „Ok, das hätte ich mir sparen können.“
Trotz dieser Arbeitserleichterung werden sie aber so schnell keine neuen Anträge stellen. Die rein ehrenamtlich arbeitenden Vereinsmitglieder wollen sich wieder ihren eigentlichen Projekten widmen.