Franziska Mohaupt ist Referentin für nachhaltige Entwicklung. In ihren Blogbeiträgen geht sie darauf ein, wie bei NEUSTART KULTUR – Zentren bei Investitionen auf Nachhaltigkeit geachtet werden kann. In ihrem zweiten Beitrag widmet sich Franziska der Fragestellung, wie sich Nachhaltigkeit schrittweise integrieren lässt und welche Vorüberlegungen hilfreich sind.
In diesem Beitrag stellen wir euch vor, wie ihr Nachhaltigkeit von Anfang an berücksichtigt. Wenn wir über Investitionen sprechen, wie ihr sie bei NEUSTART KULTUR beantragt, sprechen wir über Entscheidungen, die ihr bereits getroffen habt. Die Entscheidungen leiten sich aus euren Zielen und Planungen ab. Um nachhaltige Entscheidungen für Investitionen zu treffen, müssen wir also an den Anfang eurer Planung zurückgehen und schauen, welche Fragen ihr euch bei der Planung stellt und wie ihr das Thema Nachhaltigkeit systematisch in eure Planungen und Entscheidungen integrieren könnt.
Nachhaltige Entwicklung ist ein fortdauernder Prozess, den man besser gemeinsam im Team angeht. Dafür ist es hilfreich, sich bewusst dafür zu entscheiden, diesen Prozess anzugehen. Ihr könnt eure Entscheidung gemeinsam schriftlich ausformulieren. Damit geht ihr sicher, dass alle Bescheid wissen und die Entscheidung wirklich eine gemeinsame ist. Habt ihr eine Nachhaltigkeits-AG oder eine Person, der ihr die Aufgabe übertragen habt, diesen Prozess zu koordinieren? Denn auch wenn Nachhaltigkeit am Ende von allen gemeinsam umgesetzt wird, ist es wichtig, dass eine AG oder eine Person die Verantwortung für diesen Prozess hat und darauf achtet, dass Nachhaltigkeitsaspekte bei allen euren Aktivitäten berücksichtigt werden. Dieses Mandat sollte die AG oder Person von der Geschäftsführung erhalten.
Franziska Mohaupt ist Referentin für nachhaltige Entwicklung
Nachhaltigkeit ist kein Fass ohne Boden!
Sicher, man kann nicht alles auf einmal anpacken. Aber man kann anfangen. Am besten geht ihr schrittweise und systematisch vor:
Als erstes braucht ihr eine Übersicht darüber, wo durch eure Arbeit Ressourcen verbraucht werden und Kohlendioxid und Abfälle entstehen. Diese Bestandsaufnahme ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Nachhaltigkeitsmanagements. Wenn ihr einen Überblick habt, könnt ihr besser entscheiden, mit welchen Maßnahmen ihr beginnen wollt. Am besten geht ihr dafür die verschiedenen Tätigkeitsbereiche eurer Arbeit nacheinander durch. Welche Tätigkeitsbereiche es gibt, hängt davon ab, was ihr macht und wie ihr arbeitet. Für die verschiedenen Kulturbereiche gibt es in Handlungsleitfäden Vorschläge und Investitionen, wie ihr eure Organisation in Tätigkeitsbereiche unterteilen könnt. Diese findet ihr unter anderem beim Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien unter der Rubrik „Wissen“. Mögliche Tätigkeitsbereiche sind: Energie und Gebäude, Ressourcen, Catering, Mobilität, Abfall, Kommunikation. Vielleicht kommen bei einigen von euch noch Künstler*innenbetreuung oder Requisiten dazu. Die AG kann die Kolleg*innen in den verschiedenen Arbeitsbereichen bitten, zu prüfen, wo ökologisches Verbesserungspotenzial besteht. In diesem Prozess werden auch Entscheidungen für nachhaltige Investitionen vorbereitet. Ihr merkt schon, Investitionen sind ein Teil des Nachhaltigkeitsmanagements, aber ein wichtiger.
Ein Beispiel ist die Fete de la Musique, die jedes Jahr am 21. Juni stattfindet. Die Veranstalter*innen haben beschlossen, dass sie eine grünere Fete haben wollen, und sich sowohl fachliche als auch organisatorische Unterstützung gesucht. In einem ersten Schritt wurden die Musiker*innen, die diesem großen dezentralen Musikevent auftreten, gefragt, welche Themen sie bei der Umsetzung der Idee einer grüneren Fete de la Musique wichtig finden. Aufbauend auf der Umfrage hat das Nachhaltigkeitsteam Handlungsfelder festgelegt und eine Handreichung mit vielen guten Beispielen und Checklisten erarbeitet, die konkret zum Handeln anregt.
Schritt für Schritt – das ist wichtig: nehmt euch erst einmal eine Maßnahme vor, setzt sie um und überprüft den Effekt. Tatsächlich werden Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Veränderungen in den verschiedenen Bereichen eine Daueraufgabe sein. Dieser Prozess wird euch mit der Zeit immer leichter fallen – denn ihr werdet mit jeder gelösten Aufgabe kompetenter.
Was hat dies nun mit Beschaffung zu tun?
Investitionen im Rahmen von NEUSTART KULTUR dienen dafür, Kulturangebote pandemiesicher zu machen. Trotzdem könnt ihr euch zu zwei Zeitpunkten Fragen aus Nachhaltigkeitsperspektive stellen – bei der Planung von Maßnahmen, also am Anfang eures Prozesses, und bei der Auswahl der Dinge, in die ihr investieren wollt.
Bei der Planung der Maßnahmen solltet ihr prüfen, welche Investitionen wofür gebraucht werden und wie und wie oft ihr die Anschaffungen tatsächlich nutzen werdet. Eine wichtige Frage ist auch, ob ihr die Investitionen auch dann nutzen könnt, wenn es keine Pandemieauflagen mehr gibt.
Bei der Auswahl der Dinge, die ihr am Ende beschaffen wollt, könnt ihr auf Produkteigenschaften achten wie z.B. Langlebigkeit, Energieverbrauch oder Inhaltsstoffe. Hier helfen Ökosiegel, Angaben zur Energieeffizienz zum Herkunftsland bei der Entscheidung.
Franziska Mohaupt ist Referentin für nachhaltige Entwicklung. In ihren Blogbeiträgen geht sie darauf ein, wie bei NEUSTART KULTUR – Zentren bei Investitionen auf Nachhaltigkeit geachtet werden kann und welche Informationen und Managementkompetenzen hierfür hilfereich sind. Ihren ersten Beitrag widmet sie dem ökologischen Fußabdruck.
Beim Förderprogramm NEUSTART KULTUR – Zentren könnt ihr Zuwendungen für Investitionen beantragen, die unter Nachhaltigkeitskriterien ausgesucht wurden. Dies ist ein Novum in der Kulturförderung. In der Förderrichtlinie steht, dass zur Umsetzung der Maßnahmen ökologisch sinnvolle Möglichkeiten zu wählen sind. Diese sollen dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck bei euch zu verbessern. Die ist eine Chance: Das Programm ermöglicht es euch, nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Indikatoren bieten Orientierung für nachhaltige Entscheidungen
Lebensmittelproduktion, die Herstellung von Konsumgütern, Energiegewinnung, Transport und Reisen: Bei allem, was wir konsumieren oder beschaffen, hinterlassen wir einen ökologischen Fußabdruck. Der Fußabdruck ist eine Messeinheit für die Ressourcen, die zur Herstellung des Produktes verbraucht wurden; beim Nachhaltigkeitsmanagement nennen wir solche Messegrößen Indikatoren, weil sie etwas anzeigen, was wir steuern wollen. Der ökologische Fußabdruck gibt an, wie viel Fläche – also Wald, Weideland, Ackerland und Meeresfläche – ein Mensch oder eine Organisation benötigt, um verbrauchte Ressourcen zu erneuern. Der kleine Bruder des ökologischen Fußabdrucks ist der CO2-Fußabdruck. Er gibt an, wie viele CO2-Emissionen ein Mensch in einer bestimmten Zeit verursacht. Beide Indikatoren bieten uns Orientierung, um nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Folgen des Konsumverhaltens greifbar machen
Ein Begriff, der mit dem Ökologischen Fußabdruck eng verknüpft ist, ist der sogenannte Erdüberlastungstag. Dieser gibt an, wann im Jahr die erneuerbaren Ressourcen der Erde verbraucht sind. Für das Jahr 2019 wurde der 29. Juli berechnet – ein paar Tage früher als im Jahr davor. Klar ist: Der Fußabdruck ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern besonders hoch – wir verbrauchen ungefähr das Dreifache von den Ressourcen, die uns eigentlich zur Verfügung stehen. Oder anders gesagt: Würden alle Menschen so konsumieren wie wir in Deutschland, würden wir die ökologische Kapazität von drei Erden brauchen. Der ökologische Fußabdruck ist damit vor allem eine Möglichkeit, die Folgen unseres Konsumverhaltens greifbar zu machen. Unübersehbar ist, dass wir unseren Ressourcenverbrauch deutlich senken müssen.
Den ökologischen Fußabdruck verringern
In den Anträgen, die ihr im Rahmen von Investitionsprogrammen wie NEUSTART KULTUR einreicht, habt ihr eine ganze Reihe von Entscheidungen getroffen: für die Anschaffung von Dingen und Materialien. Diese Entscheidungen beruhen auf euren Überlegungen dazu, was ihr in den nächsten Jahren benötigt, um trotz Corona Kultur zu schaffen. In weiteren Beiträgen stelle ich euch verschiedene Ansätze zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks vor, die an verschiedenen Stellen eures Entscheidungsprozesses ansetzen.