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9. Juni 2022

#neustartkultur, Gastbeitrag, Mehr als Willkommen

Mehr als Willkommen – kitev bietet Raum für Begegnung und organisiert Spendensammelaktionen

Von: Redaktion

Die Soziokultur zeigt sich solidarisch mit den Menschen aus der Ukraine. Auch unsere geförderten Akteur*innen engagieren sich. Kitev - Kultur im Turm e.V. ist schon länger in der Geflüchtetenhilfe aktiv und auch mit den Menschen in der Urkaine verbunden. Ein Gastbeitrag von Agnieszka Wnuczak, kitev.

Die immer schon auch internationale Arbeit des kitev-Teams fand mit dem 2014 konzipierten Projekt „Refugees` Kitchen“ intensiv zusammen mit seiner lokalen Arbeit: Als 2015/16 die fahrende Küche gebaut und in Betrieb genommen wurde, geschah dies in Gemeinschaftsarbeit mit in dieser Zeit in Oberhausen ankommenden Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan, Eriträa und vielen anderen Herkunftsländern.

Und als die leider nur kurz vorherrschende Willkommenskultur in Deutschland nicht mehr allgemein geteilt wurde, setzte kitev 2018 ein neues und bis heute vielfarbig leuchtendes Zeichen auf dem Dach des höchsten Hochhauses im Bahnhofsquartier: „VIELFALT ist unsere Heimat“. Diese Schrift- und Licht-Skulptur des kitev-Mitbegründers Christoph Stark, die graphisch exakt den unweit sichtbaren Schriftzug „OBERHAUSEN – Wiege der Ruhrindustrie“ spiegelt, benennt als Motto ein wesentliches Movens und Telos aller kitev-Arbeiten – und zugleich einen historischen Fakt aller Kulturen, Nationen, Gemeinschaften und ganz konkret der Stadt Oberhausen, dessen junge Geschichte am präzisesten als eine von 175 Jahren Immigration zu beschreiben ist.

Lüftungsanlage"VIELFALT ist unsere Heimat" leuchtet es von einem Hochhaus im Oberhausener Bahnhofsquartier

© Kultur im Turm e.V.

LEERSTAND - Ort der Begegnung

Seit Anfang 2021 ist kitev in Kooperation mit der Stadt Oberhausen, ihrem Kommunalen Integrationszentrum und mehreren lokalen Sozialträgern engagiert im NRW-Landesprogramm „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“, welches jungen Geflüchteten mit prekärem Aufenthaltsstatus neue Möglichkeiten eröffnen soll. Kitev bietet hierfür in seinem Projekt „GEmeinsam NEu Aufbauen – GENAU“ diverse kreative Workshops an, die im Resultat gemeinsam den jüngst grundsanierten LEERSTAND in ein final kooperativ mit Neu-Oberhausener*innen betriebenes Café verwandeln sollen. Zugleich sind in diesem Projekt konkrete Hilfsangebote integriert: Verfahrensberatungen zum je individuellen Aufenthaltsstatus, Vermittlungen in Ausbildungen und Arbeit, Angebote zum Spracherwerb.

Der neu sanierte und gemeinsam mit den mitwirkenden Geflüchteten final neu zu erschaffende LEERSTAND wurde inzwischen bereits zu einem rege besuchten offenen Ort der Begegnung, des Austausches, der gelebten Solidarität und - für hieran Interessierte - der Vermittlung in weitere, insbesondere berufsqualifizierende Angebote.
Derzeit firmiert der LEERSTAND zwei Mal die Woche als offener Treff. Einmal wöchentlich wird zu thematischem Austausch eingeladen. An einem Vormittag gehört der Raum nur Frauen. Die Woche beschließt freitags ein Angebot zum gemeinsamen Kochen und Essen, gemäß des Mottos der Refugees` Kitchen: „Zu Hause ist, wo man zusammen isst.“ Es werden hier syrische, tunesische, äthiopische, irakische, iranische … und nun auch ukrainische Gerichte gemeinsam zubereitet und anschließend verspeist. Guten Appetit! Bon appétit! Nauttikaa ateriastanne! Smacznego! صحة وعافية! Приятного аппетита! Смачного!

Kooperation mit ukrainischer Kulturorganistation Kultura Medialna

Auf den Krieg gegen die Ukraine hat kitev umgehend reagiert. Seit 2015 ist kitev mit der Kulturorganisation Kultura Medialna aus Dnipro befreundet. Im Rahmen des Programms „Forum Regionum“ arbeiteten beide 2016 in Oberhausen, 2019 in Dnipro bei der Entwicklung eines neuen Soziokulturellen Zentrums intensiv zusammen.

Die Künstler:innenresidenz in Dnipro war der Startpunkt für den Umbau eines leerstehenden Gebäudes zu einem Kunst- und Kulturzentrum. Dieses erst jüngst erkämpftes, saniertes, kulturell geplantes Soziokulturelle Zentrum DCCC (Dnipro Center for Contemporary Culture) hat sich mit Beginn des offenen Krieges verwandelt. Bis zum 24. Februar 2022 veranstaltete das DCCC Ausstellungen, Festivals, Bildungsprogramme, eigene, städtische und andere Projekte. Jetzt betreibt ein Teil des Teams in Dnipro im DCCC ein soziales, pädagogisches und humanitäres Zentrum für Einheimische und Binnenflüchtlinge. Dort gibt es ein Spielzimmer für Kinder, einen Coworking-Bereich, einen Vortragssaal für Kinder und Jugendliche, eine Bibliothek und Büros von Organisationen, die humanitäre Hilfe leisten. Weitere Mitglieder des Teams sind im westlichen Grenzbereich der Ukraine aktiv, andere befinden sich bereits im Exil.

Unsere Dialoge mit unseren Freund*innen und Partner*innen ergaben: Ihre nun primär humanitäre Arbeit soll nicht ihre einzige sein. Sie wollen weiterhin auch kulturell, künstlerisch arbeiten, als Teil ihrer Arbeit am Widerstand und für Aufklärung über die aktuelle Situation in der Ukraine.

Gemeinsam mit Kultura Medialna plant kitev daher bereits für Juni 2022 eine von seinen ukrainischen Partner*innen kuratierte Reihe öffentlicher Diskussionen und künstlerischer Präsentationen in Oberhausen.

Selbstorganisierte Verteil- und Sammelstelle für Geflüchtete

Ein anderes aktuelles Engagement für die von Krieg und Vertreibung betroffenen Menschen aus der Ukraine entstand nicht auf eigene Initiative von kitev, sondern durch Paul Ostapenko. Er kam vor zehn Monaten mit seiner Familie aus der Ukraine nach Oberhausen und nahm Kontakt zu kitev und seinem GENAU-Team auf, um sich Unterstützung bei der Suche nach einem Kindergartenplatz für seine Kinder zu holen. Heute sind Paul Ostapenko und seine Frau Katarina selbst große Unterstützer*innen vor Ort. Aufgrund ihrer Initiative wurde im mit kitev verbundenen Nachbarschaftszentrum Unterhaus eine Verteil- und Sammelstelle für Bedarfsgüter für aus der Ukraine geflüchtete Menschen eingerichtet. Zuerst sollten nur ein paar Kleider-Spenden zwischengelagert werden. Aber die großzügigen Spenden stapelten sich schnell bis unter die Decke der Räume. Durch Pauls und Katarinas Initiative und die Hilfe von neuen, nach Oberhausen geflüchteten Ukrainer*innen, gelang es schnell, eine selbstorganisierte Verteilungs- und Sammelstelle sowie einen Treffpunkt mit Kleiderausgabe zu etablieren. Kitev ist von Paul Ostapenkos Tatendrang und Organisationsgeschick begeistert und dankt ihm und seiner Frau Katarina für das Engagement und die Zusammenarbeit!


Weitere Informationen

Spendenaufruf des Dnipro Center for Contemporary Culture

Autor*innen

  Redaktion Öffentlichkeitsarbeit NEUSTART KULTUR oeffentlichkeitsarbeit@soziokultur.de

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