Krisen erfordern neue Wege. Beim vergangenen Schwarmwissen haben wir uns über die Strategien in der Krise ausgetauscht. Erfahre, wie Investitionen, Netzwerke und Teamgeist die Krisenfestigkeit soziokultureller Einrichtungen stärken können.
Wir leben in einem Zeitalter der Polykrise. Die Klimakatastrophe, die Pandemie, der Ukrainekrieg, die Flüchtlingskrise, der Energie-Notstand und die Demokratie-Krise sind nur einige Beispiele für die sich gegenseitig beeinflussenden Krisen, die wir erleben. In Zeiten der Krise kommt der Soziokultur eine besondere Rolle zu. Sie fördert den Austausch und die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung. Im Dialog mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen entstehen innovative Lösungsansätze, um den Herausforderungen zu begegnen. Durch kreative und partizipative Prozesse stärkt die Soziokultur das Gemeinschaftsgefühl und fördert die gesellschaftliche Resilienz.
Schwarmwissen: Strategien in der Krise
Um dieser gesellschaftlichen Verantwortung gerade in Krisenzeiten gerecht zu werden, sind die soziokulturellen Akteur*innen darauf angewiesen, neue Wege zu beschreiten. Dies erleben wir hautnah in der NEUSTART KULTUR Förderung. Das Schwarmwissen am 23. Mai 2023 widmete sich diesen neuen Wegen oder, etwas theoretischer ausgedrückt, den Strategien in der Krise.
Die Teilnehmer*innen waren wie üblich in ihrer Ausgangssituation vielfältig. Während ein Schwarmmitglied die nachhaltige Transformation als größte Herausforderung ansah, machten sich andere Sorgen über geringe Teilnehmer- und Vorverkaufszahlen.
Neue Wege
Neue Wege ist Henrike mit dem Literaturnetzwerk Oberschwaben gegangen. Durch die Pandemie-Förderung war es ihnen möglich, Lesungen an ungewöhnlichen Orten abzuhalten. In den Dörfern der Region besuchten sie Schulhöfe, Baustellen und Friseursalons. Viele neue Bekannte und viel Presse begleiteten die Projekte. Hohe Erwartungen wurden mit den geförderten Programmen geweckt. Auch für Henrike stellt sich nun die Frage, wie solche Projekte weiterfinanziert werden können.
Aufmerksamkeit erregten auch die Veranstaltungen von WARRIORS mit Kultur für Demokratie und Menschenrechte in Berlin, wie Werner dem Schwarm erzählt: „Mit der geförderten Technik können wir Veranstaltungen draußen durchführen und mehr Menschen erreichen. Unsere Workshops haben dadurch viel Zulauf bekommen.“
Die NEUSTART KULTUR Förderung des Bundesverbandes Soziokultur hat die Krisenfestigkeit der Szene gestärkt. Claudia hat als Projektleiterin des Programmbereichs Zentren 2 den besten Überblick über die getätigten Investitionen: „Die Investitionen, die durch das Förderprogramm möglich wurden, haben den Einrichtungen geholfen, sich weiterzuentwickeln.“ Aus Außenbereichen, die vorher nicht genutzt wurden, sind attraktive Kulturorte entstanden. Belüftungsanlagen, neue sanitäre Anlagen und Technik in allen Bereichen sind ein qualitativer Entwicklungssprung für die geförderten Kultureinrichtungen. Die Krise als Chance.
Krisenfest
Wie können wir krisenfester werden? Diese Frage war bereits Gegenstand des Schwarmwissens im vergangenen Herbst, bei dem Thomas von der STRAZE in Greifswald ebenfalls teilgenommen hatte. Er berichtete dem Schwarm von den Ergebnissen des vorherigen Treffens. Für ihn ist es entscheidend, dass die Einrichtungen, Besucher*innen und die Politik gemeinsam agieren, um Krisen zu bewältigen. Einrichtungen sollten flexibel auf die Situation und die Bedürfnisse der Besucher*innen reagieren können. Netzwerke und der Austausch von Informationen und Ressourcen stärken die Einrichtungen und helfen dabei, gemeinsam Herausforderungen zu meistern. Ein finanzieller Rückhalt ist selbstverständlich unverzichtbar. Die Partizipation der Besucherinnen ist laut Thomas ein weiterer wichtiger Aspekt der Krisenfestigkeit. Durch eine größere Beteiligung und mehr Gesprächsangebote können sie Interesse an der Einrichtung entwickeln und sich für diese engagieren. Es ist auch wichtig, dass die Politik die gesellschaftliche Bedeutung der soziokulturellen Praxis weiterhin anerkennt. Ihre ideelle und finanzielle Unterstützung gibt den Akteur*innen Sicherheit in schwierigen Zeiten. Etablierte Netzwerke sind auch hier eine wertvolle Unterstützung.
Netzwerke
Die Krisenfestigkeit der soziokulturellen Zentren hängt nicht nur von ihrer individuellen Stärke ab, sondern auch von der Solidarität und Unterstützung innerhalb des Netzwerks. Durch den Austausch von Erfahrungen, Ideen und Ressourcen können sie voneinander lernen und gemeinsam gestärkt aus Krisen hervorgehen.
Netzwerke – zu finanziellen oder ideellen Zwecken – sind überlebenswichtig, darin waren sich die Mitglieder des Schwarms einig. In der Pandemie konnte auf bestehende Netzwerke zurückgegriffen werden, aber auch neue wurden etabliert, wie Werner berichtet: „Im Vernetzen sind wir einfach gut geworden.“ Insbesondere die Partnerschaften für Demokratie des Bundesprogramms Demokratie leben! haben dabei unterstützt. Auch Festivalveranstalter*innen erhalten nun Unterstützung von dem neuen Netzwerk Höme, von dessen Nutzen Silvan vom Auerworld Festival überzeugt ist. Thomas nutzt bei seiner Arbeit kommunale und landesweite Netzwerke und empfiehlt das vom Bundesministerium des Innern geförderte Projekt House of Resources, das Vereine, Initiativen und Migrant*innen-Organisationen in den Bereichen Empowerment, Diversity, Integration und Anti-Rassismus-Arbeit unterstützt. In Oldenburg hat ein Netzwerk der Freien Szene ein Positionspapier zu einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet und der Stadt vorgelegt, wie Nicola von der Werkschule erwähnt.
Gemeinsam stark
Bei all den vergangenen und kommenden Herausforderungen ist es entscheidend, dass die soziokulturellen Akteur*innen selbst ihren Antrieb nicht verlieren.„Wir haben ein Wohlfühlwochenende organisiert, bei dem es vordergründig nicht um die Arbeit ging. Das hat uns wieder neue Energie gegeben“, erzählt Silvan und Tahlja von Kloster 9 e.V. fügt hinzu: „Wir haben ein Wochenende mit einer theaterpädagogischen Begleitung verbracht, einfach um wieder zusammenzukommen.“ Denn ein motiviertes Team ist das Fundament aller neuen Wege, die beschritten werden.
Am Ende ist eines ist klar: Krisenfest sind wir nur gemeinsam.
Mitten in Friedrichshain befindet sich der Kunst & Keramik Berlin Friedrichshain e.V., ein Gemeinschaftsprojekt künstlerisch interessierter Menschen, die Freude am Arbeiten mit keramischen Materialien haben. Der Verein existiert seit 1969, der Umzug an den jetzigen Standort in der Müggelstraße erfolgte 1998. In einem Laden mit drei Räumen hat sich der Verein eine Werkstatt mit einem großen Brennofen eingerichtet. Im Schaufenster zur Straßenseite sind keramische Arbeiten der Mitglieder ausgestellt.
Jeweils dienstags und donnerstags findet von 18 bis 21 Uhr die „offene Werkstatt“ statt. In dieser Zeit werden Anleitungen und Hinweise zu handwerklichen und künstlerischen Fragen gegeben. Jede*r der Freude am Umgang mit Ton hat, ist herzlich willkommen. Alt und Jung arbeiten hier zusammen, tauschen sich aus und freuen sich über diesen Ort, an dem sie schöpferisch tätig sein können.
Während des Pandemie-Lockdowns war der Betrieb stark eingeschränkt, konnte aber durch die Begrenzung der Teilnehmerzahl und Einhaltung von Hygieneregeln für die Mitglieder aufrechterhalten werden. Die offenen Abende für interessierte Menschen im Kiez fanden aber leider nicht weiter statt.
Um die Arbeit in der Werkstatt räumlich zu entzerren, hat der Verein bei NEUSTART KULTUR die Finanzierung einer zweiten Töpferscheibe und einiger Werkzeuge beantragt. Diese sind nun in regem Gebrauch.
Wenn es international wird, helfen Simultandolmetscher*innen, Sprachbarrieren abzubauen – so auch bei der 12. Berlin Biennale. Die Ausstellung für zeitgenössische Kunst wurde auch im vergangenen Jahr von einem umfangreichen Veranstaltungsproramm begleitet. Neben thematischen Rundgängen, Workshops, Performances und Filmvorführungen untersuchte eine Reihe von vier Konferenzen, wie Kolonialismus und Imperialismus in der Gegenwart fortwirken.
Nachdem die 11. Berlin Biennale nur eingeschränkt stattfinden konnte, sollte sich die 12. Ausgabe verstärkt im Web wiederfinden. Kurator Kader Attia plante dafür ein Programm aus Veranstaltungen und speziell produzierten Webformaten. Mit unserer Förderung konnte eine professionelle Live-Übertragung sowie eine filmische Dokumentation realisiert werden.
Energiekosten gestiegen? Der Bundesverband Soziokultur lädt am Dienstag, 16. Mai 2023 von 11 bis 12:30 Uhr zur digitalen Beratungsveranstaltung zum Kulturfonds Energie des Bundes ein.
Mit dem Kulturfonds Energie des Bundes werden Kultureinrichtungen zusätzlich zu den Preisbremsen unterstützt. Bei soziokulturellen Zentren wird der nachgewiesene förderfähige Mehrbedarf der Energiekosten zu 80 Prozent bezuschusst, unabhängig von der Trägerschaft.
Die Beratung ist speziell auf die Bedarfe soziokultureller Zentren und Initiativen zugeschnitten. Der Bundesverband möchte soziokulturelle Einrichtungen ermutigen, einen Antrag beim Kulturfonds Energie zu stellen.
In der Beratung unterstützt Dr. Clemens Bogedain, Wirtschaftsjurist bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Weitere Informationen und die Anmeldung findet ihr auf der Website des Bundesverbandes Soziokultur.
Bei unseren Projektbesuchen sprechen wir mit soziokulturellen Akteur*innen auch über ihr Verständnis von Soziokultur und die Motivation für ihr Engagement. Die kurzen Clips, die dabei entstehen, veröffentlichen wir in unserer Mediathek und bei Instagram. Viel Vergnügen beim Anschauen.
Wer Kultur erlebt, muss auch mal aufs Klo. Das sieht jetzt im Wuppertaler Café ADA tipptopp aus und ist barrierefrei.
Viel Lob haben die Betreiber*innen für die modernisierten sanitären Anlagen bekommen. Doch allzu lange sollten sich die Besucher*innen nicht darin aufhalten. Sonst verpassen sie das multikulturelle Programm, das der Trägerverein Insel e.V. dort auf die Beine stellt.
Der Verein hatte sich 2019 gegründet, um den traditionsreichen Kulturort zu retten. Seit dem Neustart bereichert das ADA mit Jazz, Tanz, Theater, Literatur und Freiraum für gesellschaftliche Dialoge die Freie Kulturszene in Wuppertal.
Beim vergangenen Schwarmwissen haben sich knapp 30 Teilnehmer*innen zum Thema Arbeit ausgetauscht. Schwarmmitglied Alexander Wilke hat das Hamburger Bündnis KulturWert vorgestellt. Der Bundesverband Soziokultur setzt sich gemeinsam mit den Landesverbänden für ein gerechtes Tarifgefüge ein.
„Das ist ganz schön scheiße mit unserer Bezahlung“, entfährt es einer Teilnehmerin während des vergangenen Schwarmwissen-Treffs. Arbeit lautete das Thema passend zum anstehenden 1. Mai. Faire Bezahlung, Personalgewinnung und Ehrenamt standen dem Schwarm zur Diskussion. Doch schnell wurde klar, dass die angesetzten zwei Stunden nicht für alle Themen reichen werden.
Faire Bezahlung
Da das Thema Faire Bezahlung auch im Verband aktuell diskutiert wird, eröffnete die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Soziokultur Ellen Ahbe den Austausch. Frisch von einem Treffen mit den Geschäftsführer*innen der Landesverbände, bei dem Christina Biundo, Leiterin der Servicestelle Kulturelle Bildung in Rheinland-Pfalz, über die neusten Entwicklungen zum Thema Honoraruntergrenzen bei der Bezahlung von Künstler*innen und Corinne Eichner, Geschäftsführerin von STADTKULTUR HAMBURG, über das Bündnis KulturWert berichtete, interessierte sie sich für die Meinungen des Schwarms und kündigte an: „Das Thema Faire Bezahlung ist und bleibt ein zentrales für die Soziokultur, denn die anspruchsvolle Arbeit dieses Fachfelds ist alles andere als selbstverständlich und muss entsprechend vergütet werden. Besonders der Generationenwechsel, der gutausgebildetes, engagiertes Personal nachrücken lässt, macht das Thema zu einem besonders dringlichen und existentiellen. Daher setzt sich der Bundesverband im Schulterschluss mit den Landesverbänden für ein gerechtes Tarifgefüge in der Soziokultur ein.”
Generationenwechsel
Die Soziokultur befindet sich im Wandel. 50 Jahre nachdem engagierte Menschen Orte erobert und dort ihre Vorstellung eines freien und gerechten Gesellschaftsmodells verwirklichten, tritt nun eine Generation in deren Fußstapfen, die der selbstverständlichen Selbstausbeutung ein Ende bereiten will. Denn längst ist die Soziokultur mehr als ein hippie-eskes Gegenmodell zur Hochkultur. Die Soziokultur – und das wurde insbesondere während der Pandemie noch einmal deutlich – übernimmt heute substanzielle Aufgaben der sozialen und kulturellen Daseinsversorgung. Kein Wunder also, dass die „Neuen“ eine angemessene und vergleichbare Vergütung ihrer Arbeit fordern.
KulturWert
Alexander Wilke ist einer dieser jungen und engagierten Menschen, die sich für eine faire Bezahlung einsetzen. Als Schwarmmitglied, Koordinator der Horner Freiheit und Mitinitiator des Hamburger Bündnisses KulturWert – Faire Tarife für alle informierte er die knapp 30-köpfige Runde über die Ziele und den Stand der aktivistischen Bemühungen für eine gerechtere Entlohnung. Mit Unterstützung der Gewerkschaft ver.di und STADTKULTUR HAMBURG fordern sie einen gerechten Tarifvertrag für die Soziokultur der Hansestadt und mehr Geld, um die Bezahlung zu ermöglichen. Neue Tätigkeitsbeschreibungen sollen die tatsächlich geleistete Arbeit in den Zentren abbilden und so eine faire Eingruppierung ermöglichen. „Wir wollen den bestehenden Tarifvertrag in unsere Richtung kippen“, bekräftigt Alex das Anliegen des Bündnisses, das sich als richtungsweisend für das gesamte Bundesgebiet erweisen könnte.
Logo KulturWert
Ausgangslage divers
Naturgemäß war die Zustimmung für eine gerechte Bezahlung der soziokulturellen Arbeit unter den Schwarmmitgliedern groß. In der Diskussion spiegelte sich aber auch die unterschiedliche Ausgangslage in den Zentren wider. Während ein großes traditionsreiches städtisches Zentrum 24 Festangestellte nach Tarif bezahlen kann, kämpft ein anderes auf dem Land angesichts schwindender Förderungen ums Überleben. Doch Imke Freiberg, Leiterin des soziokulturellen Zentrums St. Spiritus in Greifswald und Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Soziokultur Mecklenburg-Vorpommern, sieht im Unterschied kein trennendes Element: „Man kann Land und Stadt nicht trennen. Schlechte Bedingungen gibt es überall.“ Auch Torsten Wiegel, Geschäftsführer des Steinhaus e.V. in Bautzen und Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Soziokultur Sachsen, unterstützt die Forderung der jüngeren Generation: „Selbstausbeutung war früher normal, die neue Generation will mehr.“ Er gibt aber auch zu bedenken, dass mehr Gehalt eine geringe Zahl geförderter Projekte nach sich ziehen könnte.
Personalgewinnung
Zum Abschluss der Veranstaltung streifte der Schwarm noch das Thema Personalgewinnung. Die unterdurchschnittliche Bezahlung in der Soziokultur stellt eine Herausforderung für die Besetzung offener Stellen dar. Doch bei aller Notwendigkeit einer fairen Bezahlung, ist Geld eben nicht alles, wie ein Schwarmmitglied anmerkt. Flexible Arbeitszeiten, das solidarische Miteinander und die sinnhaften Inhalte und Werte soziokultureller Arbeit sind Alleinstellungsmerkmale, die Bewerber*innen ansprechen und in keiner Stellenanzeige fehlen dürfen.
Mit dem für die Soziokultur fundamental wichtigen Thema Ehrenamt konnte sich der Schwarm bei diesem Treffen nicht mehr beschäftigen. Vielleicht setzt er sich dieses Thema im zweiten Halbjahr wieder auf die Agenda.
Sie sind beliebt, sowohl um die Arme von Kameramenschen als auch die Augen der Zuschauer*innen zu schonen: Kamerastative.
Sie sind eine wichtige technische Investition, die wir zusammen mit Kameras, Objektiven, Akkus, Speicherkarten und vielem mehr beim Offenen Kanal Magdeburg gefördert haben.
Der Offene Kanal Magdeburg ist ein offener Bürger*innen-TV-Sender und bietet der Zivilgesellschaft eine Plattform, ihre Inhalte ans Publikum in Magdeburg und darüber hinaus zu senden. In unterschiedlichen Lern- und Weiterbildungsangeboten – vom Erstellen eines Drehbuchs über den Umgang mit der Kamera bis hin zu Videoschnitt und TV-Journalismus – können Menschen zwischen 8 und 90 Jahren ihre Leidenschaft zum Fernsehen entdecken und vertiefen. Der OK Magdeburg arbeitet auch mit vielen verschiedenen Kultureinrichtungen der Stadt zusammen und stellt ihnen Film-Equipment zur Verfügung. Pro Woche kommen dabei 10 Stunden neues Programm zustande.
Für alles muss es Beauftragte geben – jetzt auch noch jemanden für die Nachhaltigkeit? Wie soll das im Alltag einer Einrichtung mit ohnehin knappen Ressourcen funktionieren? Den Arbeitsalltag gemeinsam Schritt für Schritt nachhaltiger zu gestalten, ist allerdings gar nicht so kompliziert, wie es manchmal scheint. Das zeigen wir euch in unseren Schwarmwissen-Workshop am 9. Mai und 7. September 2023.
Die Klimakatastrophe überlagert alles
Das Jahr 2022 war wieder eines der wärmsten Jahre seit der Aufzeichnung von Klimadaten. Noch nie war die Konzentration an Kohlendioxid in der Atmosphäre so hoch wie heute. Klima-forscher*innen, unter anderem der Gründer des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) Hans Joachim Schellnhuber, mahnen bereits an, dass das 1,5 Grad-Ziel nicht mehr gehalten werden könne. Wir können aber nur in einer klimafreundlichen Gesellschaft sozial gerecht leben. Daher ist der beste Zeitpunkt für Maßnahmen gegen den Klimawandel: Jetzt!
Nachhaltiges Organisationshandeln
Die aktuellen Krisen haben verdeutlicht, dass Organisationen lernen müssen, mit einem hohen Maß an Unsicherheit umzugehen. Nichtwissen leitet unsere Handlungen und zwingt uns, das Unvorhergesehene einzukalkulieren und unseren Pfad stetig zu korrigieren. Nicht die 100 Prozent-Lösung ist gefragt, sondern der Mut zum Unperfekten. Nachhaltiges Organisationshandeln kann in diesem Zusammenhang als ein andauernder Prozess verstanden werden, der zum neuen Normal werden muss.
Der Zyklus zum Einführen von Nachhaltigkeit in Organisationen: Der Zyklus beginnt rechts oben mit dem Einholen von Unterstützung und wird im Uhrzeigersinn umgesetzt, Illustration: Bundesverband Soziokultur
Die Phasen eines Transformationsprozesses.
Eigene Darstellung nach Gruber & Brocchi 2021 und Stiftung Niedersachsen 2021
Anfangen…
Die Abbildung oben stellt einen typischen Ablauf zur Implementierung dar. Eine Organisation braucht als Erstes eine gemeinsame Entscheidung und das Mandat der Geschäftsführung. Elementarer Baustein ist eine feste Struktur, zum Beispiel mit eine*einem Beauftragten oder einer AG. Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind transparent und eindeutig verteilt. In den Managementprozess sollten alle Bereiche der Organisation eingebunden werden. Das systematische Vorgehen ist dabei zentral. Hinter der strategischen Analyse verbirgt sich die gemeinsame Erörterung der Frage, welche Potenziale und Herausforderungen für die Organisation in Bezug auf Nachhaltigkeit existieren: Welche Handlungsfelder – etwa Beschaffung, Energie und Gebäude, Gesundheit oder Inklusion – hat die Organisation und welchen sollte sie sich als erstes widmen? Diese grundsätzliche Richtung sollte die Organisation in Form von möglichst konkreten Leitlinien festhalten und anschließend zentrale Handlungsfelder benennen, für die sie Maßnahmen identifiziert. Managementthemen wie die Einführung eines indikatorengestützten Monitorings und Berichterstattung kann die Organisation dann angehen, wenn sie erste Prozesse etabliert hat und ihre Mitarbeiter*innen bestimmen können, welche Kennzahlen sich für die Überwachung ihrer Ziele gut eignen. Stehen Ziele, Maßnahmen und Indikatoren fest, ergibt sich Berichterstattung als nächster logischer Schritt.
… und weitermachen.
Am Anfang steht also die Einbindung des Teams: Macht gemeinsam eine Bestandsaufnahme davon, was ihr bereits in puncto Nachhaltigkeit unternommen habt und wo Handlungsbedarf besteht. Nehmt euch einen halben Tag Zeit, um entlang eurer Handlungsfelder einen Maßnahmenplan zu entwickeln. Geht schrittweise vor und vertraut auf die Ideen des Teams. Beginnt bei der Umsetzung mit den Dingen, die schnell und einfach zu erledigen sind – z.B. Stromanbieterwechsel oder Umstellung auf nachfüllbare ökologische Reinigungsmittel.
Fester Bestandteil der Teamsitzungen
Nachhaltiges Organisationshandeln erhält am besten einen festen Platz in euren Teamsitzungen: Reserviert jeweils 15 Minuten, in denen der Maßnahmenplan überprüft wird, Hemmnisse erörtert und neue Aufgaben verteilt werden. So wird Nachhaltigkeit zur Routine.
Workshop für Geförderte bei NEUSTART KULTUR
Im Schwarmwissen-Workshop Nachhaltiges Organisationshandeln werden wir euch einen Einblick in die Grundzüge des Nachhaltigkeitsmanagements geben, mögliche Maßnahmen in den einzelnen Handlungsfeldern vorstellen und einen Prozess zur Einführung eines Nachhaltigkeitsmanagements in einer Organisation skizzieren. In den angesetzten zwei Stunden ist genug Zeit für Fragen und Anregungen sowie für einen Austausch von Ideen.
Der nächste Workshop findet am 9. Mai 2023 von 14 bis 16 Uhr statt. Da die Zahl der Teilnehmer*innen begrenzt ist, bitten wir Euch um eine Anmeldung.
Am 7. September 2023 von 10 bis 12 Uhr bieten wir den Workshop nochmals an. Auch hier bitten wir um eine Anmeldung.
Dieser Artikel erschien in ähnlicher Form im stadtkultur magazin der STADTKULTUR HAMBURG am 23.12.2022.
Kopfüber die Welt betrachten – das können dank unserer Förderung alle jungen Teilnehmer*innen der Zirkuskurse der Europäischen Akademie der heilenden Künste in Klein Jasedow in Mecklenburg-Vorpommern. Durch Corona musste die Zirkusarbeit mit Kindern und Jugendlichen neu gedacht werden: Statt in einem unbelüfteten Raum gemeinsam menschliche Pyramiden zu bauen, galt es nun mit Vertikaltüchern, Trapezen und Weichbodenmatten einzeln und an der frischen Luft Kunststücke einzuüben. Die Investitionen haben die Zirkusarbeit auch über die Zeit der Pandemiebeschränkungen hinaus bereichert.
Die Europäische Akademie der Heilenden Künste bietet in der ländlichen Region des Lassaner Winkels bunte, naturnahe kulturelle Erlebnisse. Kinder und Jugendliche können neben Artistik auch Musik, Tanz, Handwerk sowie den Umgang mit Videokameras lernen oder an einem der Feriencamps teilnehmen.
Für Erwachsene stehen Konzerte mit klassischer Musik, Jazz und Folk auf dem Programm oder auch Mitmachkonzerte, bei denen gemeinsam – unabhängig vom Können – auf einfachen Musikinstrumenten improvisiert wird. Bei Gongmeditationen kann im Liegen die Wirkung der Gongklänge auf den eigenen Körper erfahren werden.