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8. November 2021

#neustartkultur, #projektstimmen

#projektstimmen: Die Horner Freiheit in Hamburg

Von: Redaktion

In unserer Blogkategorie #projektstimmen kommen über NEUSTART KULTUR beim Bundesverband Soziokultur geförderte Projekte selbst zu Wort.

Von: Alexander Wilke, Horner Freiheit e.V.

NEUSTART KULTUR in Hamburg Horn - Die Horner Freiheit

Horner Freiheit ist ein kleines Stadtteilhaus im lange von Politik und Medien stiefkindlich behandelten Hamburg-Horn, das sich seit 2016 für starke Nachbarschaften, Diversität und Inklusion einsetzt und mit kleinem, von Jahr zu Jahr besser werdendem Programm auch über die Stadtteilgrenzen hinaus von sich reden macht. Vor der Pandemie haben wir jährlich knapp 50 Veranstaltungen im und am Zentrum organisiert und durchgeführt, die meisten zusammen mit unseren im Haus ansässigen Einrichtungen.

Das Angebot des Hauses ist ein Spiegel unserer eigenen Vielfalt: Soziale Arbeit, Kulturelle Bildung, Geschichtsverein, Bücherhalle, Gastronomie – die Mitarbeiter*innen und Freiwilligen bringen ihre Lebensgeschichten und -erfahrungen in das Angebot der Horner Freiheit ein. Gemeinsam schaffen wir so einen Ort für Gemeinschaft und Begegnung, Beratung und Unterhaltung – vom Singabend bis zum Stadtteilfest. Gleichzeitig lebt das Haus von der Inspiration und dem Feedback der Nachbarschaft im kleinen Kosmos Hamburg-Horn.

Alexander Wilke

Alexander Wilke koordiniert seit 2016 das Programm der "Horner Freiheit".

Foto © Alexander Wilke

 

2019 hatten wir uns in Workshops strategisch neu aufgestellt und hatten uns für unser Programm der kommenden Jahre viel vorgenommen. Doch dann schickten uns die pandemiebedingten Lockdowns 2020 in eine lange Zwangspause. NEUSTART KULTUR öffnete für 2021 neue Perspektiven für die Horner Freiheit. Mit Hilfe der Förderung wollten wir in diesem Jahr endlich wieder richtig durchstarten.

Als es zur Mitte des Jahres losgehen sollte, stellte sich allerdings heraus, dass es schwer war, unsere hauptamtlichen und freiwilligen Mitarbeiter*innen zu reaktivieren. Der Kontakt zur Horner Freiheit war während der Lockdown-Phasen brüchig geworden und viele haben sich verständlicherweise in ihren privaten Mikrokosmos zurückgezogen. Als wir versuchten, den Kontakt wiederherzustellen, wurde uns bewusst, wie groß die durch die Pandemie gewachsene Verunsicherung war. Die Vereinzelung und die Sorge um Ansteckung hatten über ein Jahr lang auf die Menschen rund um das Stadtteilhaus gewirkt und Spuren hinterlassen.

So wurde unser Neustart zu einem mühsamen Prozess, der unglaublich viel Kraft gekostet hat. Wir begannen unter anderem mit kleinen Küchenkonzerten befreundeter Musiker über unseren YouTube Channel und mit Nachbarschaftsmärkten. So haben wir uns Schritt für Schritt wieder eine Routine erarbeitet. Allmählich wuchs das Vertrauen in die zum Schutz vor Ansteckung installierten Sicherheitsmaßnahmen des Hauses, die über NEUSTART KULTUR und das NEUSTART Sofortprogramm finanziert werden konnten. Die Sicherheit, Kultur ausprobieren zu können, ohne sich finanziell aufgrund reduzierter Besucher*innen zu ruinieren, hat uns kreativen Rückenwind gegeben. Wann werden sonst schon Gagen, Reinigungsaufwand oder interne Digitalisierungsprozesse gefördert? Mit diesem wiedergewonnenen Vertrauen gewinnen unsere Leute inzwischen nach und nach auch ihr kreatives Selbstbewusstsein als Teil der Horner Freiheit zurück.

Michael KnubbeUnter dem Label "Kultur im Salon" streamte das Team der Horner Freiheit kleinere Küchenkonzerte über YouTube. Im Bild: Michael Knubbe

Foto © Horner Freiheit e.V.

 

Im Sommer konnten wir spannende Formate wie „Horn to Go“ nutzen, ein Kult-Stadtteilspaziergang des kleinsten Hamburger Theaters „Das Zimmer“, bei dem versteckte Orte, kulinarische Köstlichkeiten, musikalische Highlights und jede Menge Überraschungen auf die Besucher warten. Über solche Formate werden Räume geschaffen, in denen die Menschen aus der Gemeinschaft heraus neue Stärke entwickeln können. Das ist nach den trennenden Erfahrungen während der Pandemie besonders wichtig.

Seit Juni 2021 werden wir von Colleen Marie Livingston im Koordinationsbüro und bei der Raumvermietung unterstützt. Als selbständige Musikerin war sie dieses Jahr auch bei „Horn to Go“ dabei und kann daher die Perspektive der Musiker*innen aufzeigen:

„Vor allem der Kontakt zum Publikum und der menschliche Austausch fehlte während der Pandemie. Umso wertvoller war es für mich und meinen Gitarristen Jonathan Brett, bei „Horn To Go“ endlich wieder live vor Publikum handgemachte Songs spielen zu dürfen. Die Resonanz war groß und hat uns sehr bewegt. Man kann nur hoffen, dass die während der Pandemie wiederentdeckte Wertschätzung für Live-Musik uns auch weiter begleitet, wenn wir die Pandemie endlich überwunden haben. Mithilfe einer staatlichen Förderung für Selbstständige konnte ich mir ein Heimstudio einrichten und so während der Pandemie auf Onlinemusik umschwenken. Das dadurch erlangte Tontechnik - und Produktionswissen kommt mir jetzt zugute und hat mich als Songwriterin und Künstlerin viel unabhängiger gemacht. Dieses Wissen möchte ich gerne mit jungen Mädchen und Frauen teilen, da Frauen in der Musikbranche nach wie vor unterrepräsentiert sind – vor allem in den Bereichen Tontechnik und Produktion. Für nächstes Jahr planen wir, hier in der Horner Freiheit Producing Workshops für Mädchen anzubieten.“

Colleen LivingstonIn Ihrem Heimstudio hat Colleen Livingston während der Pandemie viel zum Thema Musikproduktion gelernt. Dieses Know-How möchte sie im nächsten Jahr im Rahmen von Workshops mit anderen teilen.

Foto © Colleen Livingston

 

Es sind solche kleinen Geschichten und persönlichen Erlebnisse, die unser kleines Haus zu einem Stadtteilzentrum machen. Wir sind stolz wie Bolle auf unsere Leute, aber auch auf die Nachbarschaft, die wieder herkommt, sich mit uns austauscht, sich bewegen, bilden und unterhalten lässt.

Ohne die Förderung aus NEUSTART KULTUR hätten wir vermutlich unsere Besucher*innen und ebenso unseren Zusammenhalt verloren. Die Pandemie hat uns gelehrt, dass wir uns neu erfinden müssen, um in harten Zeiten zu bestehen.

Ihr Beitrag in #projektstimmen!

Um das in unserem Blog entstehende bunte Mosaik aus Portraits und Geschichten weiter zu vergrößern, laden wir alle geförderten Projekte dazu ein, einen eigenen Blogbeitrag auf unserer Webseite zu veröffentlichen. Weiter Informationen finden Sie hier.

Wir freuen uns auf Ihre Stimme!

Autor*innen

  Redaktion Öffentlichkeitsarbeit NEUSTART KULTUR oeffentlichkeitsarbeit@soziokultur.de

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