Die Bleiberger Fabrik im Westen von Aachen bietet Kunst und Kreativität für alle. Das im Jahr 1881 erbaute Fabrikgebäude in der Bleiberger Straße ist seit 1980 ein Ort für gemeinsames lebendiges, kreatives und künstlerisches Gestalten, ein Kultur- und Erlebnisraum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Andrea hat das soziokulturelle Zentrum besucht und sich mit Leiter Axel Jansen unterhalten.
An einem sonnigen Tag empfängt mich Axel Jansen, der Leiter der Bleiberger Fabrik. Er zeigt mir die Räumlichkeiten der ehemaligen Fabrik, die über einen Innenhof verbunden sind. Ich bin erstaunt über die Größe und Anzahl der Räume. Durch eine Glastür im ersten Obergeschoss kann ich einer Gruppe Erwachsener beim Abzeichnen eines Modells zusehen, später stürmt eine Klasse der nahe gelegenen Grundschule den Trainingsraum zum Sportunterricht, ansonsten ist es eher still.
Am Eingang zur Bleiberger können erst einmal Bienen gefüttert werden. © Andrea Döteberg
Die Bleiberger, wie das Haus kurz genannt wird, besteht aus dem Bildungswerk Carolus Magnus e.V., dem Jugendwerk für internationale Zusammenarbeit e.V. und den Jugendverbänden der Gemeinschaft Christlichen Lebens. Finanziert wird die Arbeit durch das umfangreiche Kursangebot, Fördermittel und Spenden. Das soziokulturelle Zentrum ist ein lebendiges Haus des gemeinsamen Lernens, der künstlerischen Ausdrucksfindung und der Persönlichkeitsentwicklung. Bei den Bildungsangeboten liegt der Fokus auf individueller Förderung und Selbstentfaltung, sowie sozialem Lernen. Die Bleiberger ist ein Haus der Kreativität, an dem sich jede*r angenommen, aufgehoben und wohlfühlen kann.
In der Bleiberger darf sich jede*r willkommen fühlen. © Andrea Döteberg
„Soziokultur ist wichtig, da sie den kulturellen Reichtum und die Vielfalt einer Gesellschaft widerspiegelt, wodurch ein tieferes Verständnis für verschiedene Lebensweisen und Perspektiven ermöglicht wird. Sie fördert soziale Integration, indem sie Gemeinschaften miteinander verbindet und den Zusammenhalt stärkt. Soziokulturelle Aktivitäten wie Kunst und Musik tragen zur kreativen Entfaltung bei und bieten Ausdrucksmöglichkeiten für individuelle Identitäten. Sie fördert den Dialog über soziale und politische Fragen und trägt zur Bewusstseinsbildung bei. Nicht zuletzt ermöglicht Soziokultur die Bewahrung und Weitergabe von kulturellem Erbe, was zur Identitätsstärkung und zur Wahrung der Geschichte einer Gesellschaft beiträgt“, so Jansen.
Axel Jansen ist der Leiter der Bleiberger Fabrik. © Andrea Döteberg
Die Angebote der Bleiberger richten sich größtenteils an Kinder und Jugendliche, aber auch Kurse und Workshops für Erwachsene stehen auf dem Programm. Bereits ein Gang durch die Hausflure macht klar, dass die Bleiberger Fabrik ein Haus für kreative Experimente ist, die spielerisch begleitet werden.
Ein Herzstück der Kulturarbeit mit Alleinstellungsmerkmal in Aachen sind die „Musisch-kreativen-Werkwochen“, die regelmäßig in den Ferien stattfinden und mit spektakulären Projekten schon für reichlich Furore im Aachener Stadtraum gesorgt haben. 1965 wurden die Werkwochen von Jesuitenpater Erich Lennartz eingeführt, der in seinem Schriftstück „Der Spielende Mensch“ feststellt, dass der Mensch im Handeln und Tun zu sich selbst findet. Heute werden sie von den Jugendverbänden der Gemeinschaften Christlichen Lebens veranstaltet und sind sehr beliebt: Bereits über 70.000 Kinder und Jugendliche nahmen seit Beginn bis heute an den Werkwochen teil.
Um die Vielzahl der Projekte abzuwickeln, kann die Bleiberger auf ein gut funktionierendes Netzwerk in der Region zurückgreifen. In den letzten Jahren wurde der Kreis der Teilnehmenden zudem immer überregionaler und internationaler. So hat die Jugendkunstschule, in Trägerschaft des Bildungswerks Carolus Magnus e.V., mit einer Konferenz in Tansania seine Fühler nach Afrika ausgestreckt, es finden Exkursionen in die europäischen Kulturhauptstädte statt und auch mit dem Projekt „Küche der Kulturen“ blickt man in der Bleiberger über den Tellerrand.
Die Bleiberger bietet viele verschiedene Werkstätten und Kreativräume. © Andrea Döteberg
Während der Pandemie arbeitete die Bleiberger Fabrik Monate lang daran, das eigene Haus so umzugestalten, das die Ansteckungsgefahr minimiert werden konnte. Mit den Mitteln der NEUSTART KULTUR-Förderung konnten viele Maßnahmen umgesetzt werden. Zur Einhaltung der zulässigen Personenzahl pro Raum und um die Raumaufteilung flexibler gestalten zu können, wurden kleinere Tische angeschafft. Dazu sorgen Luftreiniger nun für einen optimalen Luftaustausch und die Handhygiene in den Sanitärbereichen wurde auf elektrisch betriebene Gebläse umgestellt. Auch die neu installierte digitale Schließanlage sorgt für Kontaktvermeidung und erhöht damit den Hygienestandard des Hauses.
So können sich Mitarbeiter*innen und Teilnehmende seit über 40 Jahren in der Bleiberger wohl und sicher fühlen, das Haus mit seiner offenen Umgebung genießen, sich individuell frei entfalten, Experimente wagen und so den eigenen künstlerischen Ausdruck weiterentwickeln.