Die Urania „Wilhelm Foerster“ in Potsdam existiert in ihrer jetzigen Form als gemeinnütziger Verein in freier Trägerschaft seit genau 30 Jahren. Kulturelle Bildungsveranstaltungen, Vorträge, Führungen, Kursangebote, Konzerte, einmalige Exkursionen, Planetariums-Events und Veranstaltungen im Rahmen der „Initiative Offene Gärten“ sind Teil des diversen Programmangebots, das sowohl die 500 Mitglieder des Vereins als auch Gäste aus Potsdam und Umgebung mit großem Interesse und in großer Zahl wahrnehmen.
Prof. Karin Flegel, Geschäftsführerin der Urania, verweist auf die Bedeutung der sozialen Komponente: „Hier wird Bildung gemeinsam erlebt“. Das Publikum sucht im Teilen des gemeinsamen Interesses vor allem auch menschliche Nähe und Begegnung. Das Team der Urania nennt dies mit liebevollem Augenzwinkern auch den „Kuschelfaktor“ und sieht darin ein besonderes Merkmal des Zentrums, der einen großen Teil der Anziehungskraft ausmacht, die das Zentrum im holländischen Viertel Potsdams seit 30 Jahren auf das Publikum ausübt.
Doch im Frühjahr 2020 kam mit der Corona-Pandemie der erste Lockdown und stoppte die Besucher*innenströme – und damit auch die Begegnungen. Am 11. März 2020 fand die letzte ausverkaufte Veranstaltung in der Urania statt – danach kam alles zum Stillstand. Die Türen der Urania wurden geschlossen – sowohl für das Publikum wie auch für fast alle der sieben angestellten Mitarbeiter*innen, die bis auf Weiteres in Kurzarbeit gehen mussten.
Mit Hilfe der Förderung aus NEUSTART KULTUR hat sich die Urania Potsdam auf einen Betrieb unter Pandemiebedingungen eingestellt.
Foto ©URANIA "Wilhelm Foerster" Potsdam e. V.
Im Sommer und Herbst 2020, als das Arbeiten durch Teil-Lockerungen wieder möglich war, konnte ein kleiner Teil des Programms wiederaufgenommen werden: Das Team der Urania konnte Führungen und Veranstaltungen im Freien für eine kleine Anzahl von Besucher*innen anbieten.
Doch viele andere geplante Veranstaltungen konnten nicht stattfinden. Einerseits fehlten digitale Organisationsstrukturen, die notwendig wurden, um für die Mitarbeiter*innen ein sicheres Arbeiten unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen. Andererseits fehlte es an Ausstattung für den Schutz von Teilnehmer*innen und Besucher*innen im Rahmen von Veranstaltungen.
Schon zu normalen Zeiten gab es für Prof. Karin Flegel immer viel zu tun. Das jährliche Ziel der Urania lautet: "Ein Maximum an leistbarer allgemeiner, kultureller und politischer Bildung für alle Interessierten“. Daneben geht es der Geschäftsführerin auch immer um den Erhalt der Arbeitsplätze. Doch im Corona-Winter 2020/2021 ging es um mehr. Wie für viele andere Kulturzentren auch stellte der zweite Lockdown für die Urania eine existentielle Bedrohung dar.
Das Förderprogramm NEUSTART KULTUR beim Bundesverband Soziokultur ermöglichte es der Urania, die Situation als Chance umzudeuten. Mit Hilfe der Fördergelder konnte das Team die Zeit des Lockdowns nutzen, um die IT-Infrastruktur zu erweitern und damit pandemiekonformes Arbeiten möglich zu machen. Daneben konnte Geld in Ausstattung investiert werden, die im Zuge einer Wiedereröffnung nach dem Lockdown Veranstaltungen im Freien möglich machen sollte.
Unter Pandemiebedingungen fanden viele Kulturveranstaltungen der Urania Potsdam im Freien statt.
Foto ©URANIA "Wilhelm Foerster" Potsdam e. V.
Die Erneuerung der IT-Infrastruktur stellte eine große Herausforderung dar. Viele Prozesse basierten auf analogen Arbeitsabläufen, die nicht ohne Weiteres in ein vorgefertigtes digitales System übertragen werden konnten. Auch das Thema Datenschutz war dem Team der Urania im Rahmen der Digitalisierung wichtig, brachte aber zusätzliche Hürden mit sich. Inzwischen sind die Mitarbeiter*innen begeistert von ihrem neuen digitalen Arbeitsumfeld. Mit nur wenigen „Klicks“ kann das Team nun auf alle wichtigen Informationen und Prozesse zugreifen. Einige gewohnte Arbeitsabläufe konnten in die digitale Welt übersetzt werden. So ist das routinierte Arbeiten trotz Kontaktaktvermeidung möglich. Darüber hinaus kann nun im Falle eines positiven Corona-Tests von Besucher*innen oder Mitarbeiter*innen eine schnelle Kontaktnachverfolgung gewährleistet werden.
Um sich auf die Wiedereröffnung unter Pandemiebedingungen vorzubereiten, investierte die Urania außerdem in Open-Air-Equipment. Über die Fördermittel aus NEUSTART KULTUR konnten unter anderem ein Zeltdach, Außenbestuhlung, eine Soundanlage sowie Desinfektions-Stationen und Schutzaufsteller angeschafft werden, die nun für Veranstaltungen auf dem Hof der Urania oder bei Veranstaltungen in den „Offenen Gärten“ genutzt werden können.
Heute sind die frisch gedruckten Programmhefte der Urania wieder voller attraktiver Veranstaltungen. Ein Besuch lohnt sich!
Allein der „Kuschelfaktor“ ließ sich unter den derzeitigen Bedingungen noch nicht ganz wiederherstellen. Seit dem letzten Winter wird zwar ein kleines Ersatzprogramm für die Sinne geboten: „Urania zum Lesen“, „Urania zum Hören“ und „Urania zum Sehen“. Doch auf ein Programmangebot, in dessen Rahmen menschliche Begegnungen wieder wie zu Zeiten vor der Pandemie möglich sind – sozusagen „Urania zum Fühlen“ – müssen sowohl das Team wie auch das Publikum der Urania vermutlich noch einige Zeit warten.
Das Team der Urania Potsdam.
Foto ©URANIA "Wilhelm Foerster" Potsdam e. V.
URANIA "Wilhelm Foerster" Potsdam e. V.
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Website: www.urania-potsdam.de