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6. Dezember 2023

#neustartkultur, Projektbesuch

Von Märchenlandschaften bis Weinbaumuseum – vielfältige Soziokultur im Schliebener Land

Von: Claudia Ballschuh

Schlieben ist die älteste Stadt im Landkreis Elbe-Elster. Xenia und Claudia haben das dazugehörige Amt Schlieben besucht und Spannendes über das dortige Kulturleben erfahren.

Dienstagvormittag im Schliebener Land, südliches Brandenburg. Der Bus zuckelt durch die Orte, wir sind die einzigen Fahrgäste. Nach einer guten halben Stunde haben wir unser Ziel erreicht. Amtsleiter Andy Müller empfängt uns im Amtsgebäude der Stadt Schlieben. Fünf Gemeinden mit insgesamt 17 Ortsteilen werden dort verwaltet.

Wir plaudern über die Veränderungen durch Gemeindezusammenschlüsse und Eingliederungen und über Kultur in der Region. 17 Ortsteile meinen auch 17 Soziokulturelle Zentren, in denen vom Seniorennachmittag bis zum Chortreffen die verschiedensten ehrenamtlichen Initiativen aktiv sind. Bauunterhalt und Instandsetzung so vieler Häuser sind finanziell eine Herausforderung, dringend benötigte Investitionen in Mobiliar oder barrierefreie Zugänge sind ohne Förderungen nahezu unmöglich.


Das Amt Schlieben verwaltet 17 Ortsteile und deren vielfältige (Sozio)kultur .

Wir machen einen kurzen Spaziergang zum Drandorfhof, dem Herzstück der Schliebener Kultur. Der historische Vierseitenhof zeigt sich im Sonnenlicht von seiner schönsten Seite, die neu errichteten Holzpavillons laden sehr zum Verweilen ein. Der Drandorfhof beherbergt unter anderem die Touristeninformation, Vereinszimmer, Probenräume, Ausstellungen und drei Künstlerunterkünfte. Der „Schafstall“ sowie die „Backstube“, die beide noch vom ehemaligen Rittergut zeugen, bieten viel Platz für Festivitäten aller Art und werden rege von den 5.000 Einwohner*innen aller Gemeinden genutzt.


Der historische Drandorfhof ist ein ehemaliges Rittergut und bietet heute Raum für Ausstellungen, Sammlungen oder Veranstaltungen.

Vor Ort treffen wir den Künstler Eckhard Krähe. Herr Krähe engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich für den Drandorfhof, organisiert wechselnde Bürgerausstellungen zu politischen Themen und hat in Zusammenarbeit mit der Schulbibliothek und mit viel Liebe eine Märchenausstellung für Klein und Groß errichtet. 41 verschiedene Märchen sind dort dargestellt, ausschließlich mit Fundstücken oder gespendeten Sachen. Fasziniert erkunden wir den Dachboden und sind erstaunt, wie viele Märchen wir noch kennen. Gar nicht mehr weg möchten wir aus diesem spannenden Sammelsurium, aber es gibt ja auch noch eine Schauapotheke, selbstgenähte Trachten und das Weinbaumuseum zu entdecken.


Bei der Märchenausstellung auf dem Dachboden gab es viel zu entdecken

Wir sind erstaunt. Tatsächlich ist die Lage „Schliebener Langer Berg“ eine von zwei zugelassenen Rebflächen im Land Brandenburg. Vier verschiedene Weine kommen von dort, die sogar an der örtlichen Tankstelle erworben werden können. Der Verein zur Förderung des historischen Weinbaus in Schlieben begann nach der Wende mit der Wiederaufrebung der alten Rebfläche am Langen Berg. Mit insgesamt 85 ehrenamtlichen Mitgliedern bietet der Verein auch Weinbergführungen an, organisiert Weinverkostungen und hat sogar einen Weinwanderweg ins Leben gerufen.


Viele Freiwillige helfen jedes Jahr bei der Weinlese © Andreas Franke

Zum Mittagsimbiss empfängt uns Amtsdirektor Andreas Polz. Mit viel Humor gibt er Spannendes aus dem Landkreis zum Besten. So hat er seine Mitarbeiter auch mal zur Weinlese freigestellt, als das Wetter günstig und die verfügbaren Vereinsmitglieder knapp waren. Und er erzählt von Schloss Lilllliput, das Schloss, dass gar keines ist und zur jährlichen Schlössernacht trotzdem alle Besucherrekorde knackt.


Ein Highlight bei jeder Schlössernacht: Schloss Lilllliput. © Andreas Franke

Gestärkt fahren wir mit Herrn Müller im MTW, dem Mannschaftstransportwagen der Schliebener Feuerwehr, noch nach Hohenbucko und Lebusa, um die dortigen Kulturzentren zu besichtigen. Natürlich darf auch ein Abstecher zum Schloss Lilllliput und zum Weinberg nicht fehlen, wir sind ja neugierig...

Autor*innen

  Claudia Ballschuh Projektleitung „Zentren 2“ NEUSTART KULTUR

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